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Die Hilmeser Kirche und die Not der Einwohner
Hilmes war früher Mittelpunkt eines Kirchspiels, das die Dörfer Motzfeld, Hillartshausen und Gethsemane umfasste.
Die alte Kirche war in einem so schlechten Zustand, dass der neue Pfarrer Schmitt wegen Baufälligkeit der Kirche seinen Antrittsgottesdienst in Motzfeld halten muss- te. Bereits 1798 wurde daher zu einer Kollekte für einen Neubau aufgerufen, die 704 Reichstaler einbrachte. Im gleichen Jahr wird vom Konsistorium in Kassel dem Rentmeister Reinhard in Schenklengsfeld die Kommission übertragen, mit dem Baumeis- ter Rentel in Hersfeld sowie die „Accorde (die Verträge) aufs genaueste“ zu schließen als auch wegen des Baues die nötigen Verfügungen zu treffen. Vermutlich wegen des im Jahre 1798 begonnenen Neubaus des Pfarrhauses und dessen Finanzierung durch die Gemeinden des Kirchspiels wurden die Baupläne für die neue Kirche verschoben. Aber auch die beginnende napoleonische Vorherrschaft in den deutschen Ländern und die damit verbundenen politischen Unsicherheiten können ursächlich damit zu tun haben.
Erst im Jahr 1819 wird der Neubau nach einer abgeänderten Bauzeichnung genehmigt und dem Amtmann Günther in Philippsthal die Aufsicht übertragen. Vor allem soll er die Kosten für den Bau ermitteln und prüfen, wie das Kirchspiel die Kontributionen (Beiträge) aufbringen könne. Am 27. Dezember 1819 bittet der Ortsschultheiß George Deisenoth namens der Gemeinde Hilmes, dass auch der Amtmann von Milchling in Schenklengsfeld bei der „Aufbauung der Mutter-Kirche die Direction führen möge“.
Aus den Bauakten der Jahre 1820 bis 1822 ist zu erfahren, welche Handwerker am Bau beteiligt waren, so z. B. der Maurermeister Rommel aus Wölf, der Zimmermeister Andreas Abhau aus Bebra, die Schmiede Ludwig Schweerdt und Heinrich Ries aus Hilmes.
Nach Abschluss der Bauarbeiten Ende 1822 hat der Ortsschultheiß George Deisenroth sowohl die Kosten als auch die Finanzierung in Listen zusammengestellt. Die Ausgaben für den Bau beliefen sich auf 3.229 Reichstaler, die Einnahmen auf 3.186 Reichstaler, so dass er ein Defizit von 43 Reichstalern feststellen musste. Interessant ist nun allerdings, wie die Geldmittel aufgebracht wurden.
Deisenroth listete folgende Geldquellen auf: Kollekte von 1798
704 Reichsthaler Extra erhobenes Geld in Hilmes,
Motzfeld und Hillartshausen 1.217 Rthlr.
Kurfürstliche Kammer 50 Rthlr.
Insgemein erhoben 89 Rthlr.
Entborgte Kapitalien 1.126 Rthlr. Insgesamt 3.186 Reichsthaler.
So bleibt festzustellen, dass das Kirchspiel fast alleine den Neubau finanziert hat, die „öffentliche Hand“ war nur mit vornehmen 50 Reichstalern dabei. Vor allem die relativ hohe Schuldenlast von 1.126 Reichstalern führte in den Folgejahren zu erheblichen Problemen.
In einem Brief vom 2. Oktober 1830 an das Kurfürstliche Kreisamt Hersfeld bitten die Bürgermeister des Kirchspiels Herrn Kreisrat Hartert um Aufschub einer (Geld-Erhebung in Hilmes, Hillartshausen und Motzfeld zu den Kirchbaukosten.
Im Brief heißt es u. a. „Die Einwohner des Kirchspiels Hilmes und besonders Hilmes sind durch den Kirchenbau in eine solche Armut versetzt worden, dass manche Leute ihre Kleidungsstücke zur Aufbringung der furchtbaren Kirchenbaukosten haben verkaufen müssen, und sind so verarmt, dass solche nun nicht mal dem öffentlichen Gottesdienst, wegen Mangel an Kleidungsstücken, in der Kirche beiwohnen können …“
Die Bürgermeister von Hilmes, Motzfeld und Hillartshausen bezeichnen den ehemaligen Ortsschulzen George Deisenroth als den „Anstifter des Kirchenbaues“ und geben ihm die Schuld an der gegenwärtigen Misere.
Die Gemeinde könne die Zinsen für die erborgten Kapitalien nicht aufbringen und bitten deshalb um Verschiebung. Auch private Briefschreiben beklagten in diesen Jahren dem Kreisrat gegenüber die Not der Gemeinde und einzelner Einwohner, ihren Beitrag zum Schuldendienst an den Kirchenbaukosten leisten zu können.
Wie immer die Hilmeser dann doch mit ihren Kirchenbaulasten fertig geworden sind, sie haben sich in schwerer Zeit ein schönes Gotteshaus, die Kilianskirche, mit einem Haubendachreiter als Turm gebaut.
In den 60er Jahren wurde die Kirche verkleinert und eine Wand in den Kirchraum eingezogen. Dadurch konnte im Jahr 2003 im Obergeschoss ein Gemeindesaal und im Erdgeschoss eine Teeküche und eine Toilette eingerichtet werden. Im Jahr 2005 wurde die Außen- und Innenrenovierung abgeschlossen, heute erstrahlt die Kirche in einem warmen Beige-Ton außen und innen. Die Decke wurde blau angestrichen.
Und das schöne Geläut im Turm ruft von alters her mit „Susanne-Marie“ die Gläubigen zu Gebet und Gottesdienst in die Kirche.
Was hat die alte Laube im Pfarrgarten mit den Gebrüdern Grimm zu tun?
Im Pfarrgarten der selbstständigen ev. Kirchengemeinde Hilmes befindet sich etwas versteckt eine gut erhaltene Laube, die aus Hainbuchen geformt ist. In der Mitte dieser Laube steht ein Steintisch mit einer 8 cm dicken Sandstein-Tisch- platte, in die an der Nordkante die Jahreszahl 1672 eingemeißelt worden ist. Die quadratische Tischplatte selbst (112 x 110 cm) ruht auf vier Steinquadern von ca. 30 x 30/40 cm.
Zur Laube hin führt in gerader Linie vom ehemaligen Pfarrhaus her ein 1 m breiter Gehweg, der auf beiden Seiten von steingefassten Blumenrabatten begleitet wird. Er beginnt am Gartentor des Pfarrhofes und ist ca. 41 m lang.
Die Wurzelstämme stehen in einem ca. 2 bis 3 m großen Rechteck und haben einen Durchmesser bis zu 40 cm. Die Steinplatte weist auf der gesamten Oberfläche ein Muster auf, das sehr stark an einen Zweig mit kleinem Geäst erinnert. Die Äste sind etwas erhaben ausgearbeitet.
Die Eheleute Peter und Brunhilde Heyter haben bei ihrem Einzug in das Pfarrhaus im Jahr 1977 noch einen steingefassten Gehweg an der Westseite der Laube vorge- funden. So muss angenommen werden, dass die Laube in der Mitte von sich kreu- zenden Gehwegen stand. Das Alter der Hainbuchen wird auf rund 150 Jahre geschätzt. Pfarrer um die Zeit um 1850 war Heinrich Herwig.
Schon oftmals war die Laube Treffpunkt für historische Veranstaltungen. Mitwirkende waren dabei die Trachten- und Volkstanzgruppe Schenklengsfeld u. a. mit der Männergesangsgruppe „Liedertafel“.
Zur Erhaltung der Laube haben Peter und Brunhilde Heyter, die viele Jahre gemeinsam das Pfarrhaus bewohnten, die erwünschten Geldgeschenke zu ihrer Goldenen Hochzeit gespendet.
Und nun zu den Grimms:
Am 13. Juli 1783 wurde in Hilmes Friederike Mannel geboren. Sie war die Tochter des aus Wehrshausen stammenden Pfarrers Johann Adam Mannel und dessen Ehe- frau Anna Maria Rosenkranz aus Obersuhl. Sie wurde auch in der Hilmeser Kirche getauft. Das Geburtshaus und auch die damalige Kirche gibt es nicht mehr, aber es gibt noch das Taufgeschirr aus dem 17. Jahrhundert, mit dem Vater Mannel sein Töchterchen getauft hat.
Pfarrer Adam Mannel hat auch in dem Hugenottendorf Gethsemane (seit 1700) die Pfarrerstelle vertreten (er konnte sehr gut französisch) und gelegentlich von den französischen Einwohnern dort die Märchen gehört, die er wahrscheinlich unter der Laube seiner Tochter erzählt hat und die dann später von seiner Tochter den Grimms mitgeteilt wurden. Die Märchen: Marienkind, Fitschers Vogel, Der Fundevogel, Kö- nig Drosselbart, Die zwei Brüder und Die drei Federn sowie Die Goldkinder, Von Johannes Wassersprung und Caspar Wassersprung und Vom Schreiner und vom Drechsler werden Friederike Mannel zugeschrieben.. Die Briefe liegen heute noch in Kassel vor. Der überwiegende Teil der Märchen stammt aus Frankreich, speziell von den Hugenotten.
Sie war nicht nur eine der frühesten, sondern auch eine der originellsten Märchenbeiträgerinnen. .In dem im Oktober 1810 von Grimm an Brentano übersandten Märchenkonvolut stammen mehrere Beiträge aus ihrer Hand.
Frau Heyter hat den Märchenforscher Herrn Professor Dr. Heinz Rölleke bei seiner Spurensuche nach der Pfarrerstochter in der Hilmeser Kirche getroffen und ihn dabei auch zur der alten ehrwürdigen Hainbuchenlaube geführt.
Auszug aus der Festschrift 650 Jahre Hilmes und aus Archiven des Landes Hessen und der e. v. Kirchengemeinde Hersfeld-Rotenburg